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PRÜGEL UND ALKOHOL

Als einer von Drillingen werden einem zuweilen schon früh in der Entwicklung Erfahrungen eingebläut, für die erfreulicherweise nicht das eigene Gesäß herhalten muss: Bei einem Spaziergang mit meinem Vater kam einer meiner Brüder auf die schöne Idee, dem monoton und schmucklos wirkenden Lack eines parkenden Auto mit einem Schraubenzieher ein abstraktes Muster zu vergönnen.

Mein Vater verwarnte meinen Bruder liebevoll, aber unmissverständlich und informierte dann den Halter des Wagens.

Kaum waren wir ein paar Meter weiter gegangen, ließ mein Bruder seinem Schaffensdrang erneut freien Lauf. Es kam, wie es kommen musste: Die dorsale Schicht der hinteren Hüftmuskulatur meines Bruders geriet in unerwarteten und vermutlich schmerzhaften Kontakt mit der zuvor beschleunigten rechten Hand meines Vaters, was die Kreativität meines Bruders fortan andere Wege gehen ließ.

Der Umgang des Staates mit den Banken ist leider von weitaus weniger formendem Pragmatismus bestimmt. Anstatt ihrem Spieltrieb und den dabei verursachten Zerstörungen mit der erforderlichen Bestimmtheit Einhalt zu gebieten, adelt die Politik die Finanzhäuser mit dem Kunstwort „systemrelevant“ und lässt sie munter weiter spielen, ja ermuntert sie faktisch sogar noch. Ein fataler Fehler, wie sich noch zeigen wird.

Zeigen wird sich ebenfalls noch, dass man einen Alkoholiker vielleicht eine Zeitlang durch immer höhere Mengen an Hochprozentigem vor dem Entzugsdelirium bewahren kann, einen Finanzmarkt aber nicht durch eine immer größere Menge an Niedrigprozentigem. Im einen Falle droht letztlich die Zirrhose, im anderen der Kollaps.

So wie dem Alkoholiker durch eine rechtzeitige Entwöhnung, die er selbst durch Leugnung seines Problems verhindert, hätte geholfen werden können, wäre den Finanzmärkten geholfen gewesen, wenn man sie frühzeitig von der Droge unbegrenzt verfügbaren billigen Geldes befreit und in den letzten zwei Jahrzehnten den Übergang der Wirtschaft in ihre ganz natürliche Zyklik aus Auf- und Abschwung zugelassen hätte.

Politiker und Banker, darin haben die fünf Wirtschaftsweisen ausnahmsweise einmal recht, sind sich der Größe der Herausforderung, vor der sie stehen, offenkundig nicht bewusst.

Das belegt auch das jetzt veröffentlichte Urteil des Landgerichts Frankfurt zu „Deutschlands dümmster Bank“, der KfW, die der pleite gegangenen US-Bank Lehman posthum noch rasch 320 Mio. Euro überwiesen hatte. So stellt das Gericht fest, dass die Bank mit dem, was sie tat, heillos überfordert war. Und das gilt wohl erst recht für die Eigner der Bank - den Staat.

Was aber soll werden, wenn die so genannte, gewählte oder selbsternannte Elite in den Augen der breiten Öffentlichkeit eher Probleme schafft denn bewältigt?

TRENDFORSCHER MIT DÜSTEREN PROGNOSEN

Nach Einschätzung eines der weltweit bekanntesten und erfolgreichsten Trendforschers, Gerald Celente, ist es ein neuer Berufszweig, der in den kommenden Jahren gefragt sein wird. Gesucht werden Menschen, die für Banker, Politiker, Reiche und Superreiche eine unauffällige, sichere Ausreise, eine andere Staatsangehörigkeit etc. organisieren und durchführen.

Bereitet sich die „Elite“ auf die Flucht vor? Bekommt Herr Celente mit seiner Prognose auch diesmal wieder Recht, wird Amerika bis 2012 wirtschaftlich auf den Stand eines Entwicklungslandes zurück fallen, es herrscht das Gesetz der Straße, die öffentliche Ordnung vor allem in Ballungsgebieten bricht zusammen, und wir erleben die größte Depression aller Zeiten.

Glücklicherweise verfügen auch „Trendforscher“ nicht über die berühmte Glaskugel. Aber natürlich fragt sich jeder mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand ausgestattete Zeitgenosse, wie das alles zusammen passen soll: Banken, die (siehe Josef Ackermann) jetzt für sich in aller Dreistigkeit einen staatlichen Vollkaskoschutz reklamieren, explodierende Staatsschulden, Steuergeschenke ohne jede Gegenfinanzierung, wegbrechende Staatseinnahmen und Aufschwungrhetorik.

Jeder mittelständische Unternehmer wüsste, dass er in einem solchen Fall drei Möglichkeiten hätte: Die Einnahmen zu erhöhen (also Anhebung von Steuern/Abgaben), die Ausgaben zu senken (also staatliche Transferleistungen, egal ob an „systemrelevante“ Banken oder Hartz IV-Empfänger) zurück zu fahren - oder aber die Insolvenz.

Sicher ist auch, dass der Staat, wäre er ein Unternehmen, von seinen Gläubigern schon seit Jahren wegen Konkursverschleppung vor den Kadi gezerrt worden wäre. Statt dessen akzeptieren die Anleger am Rentenmarkt einen wirklich mickrigen Zinssatz für Staatsanleihen. Diese Rendite wird sich, sobald die Zinsen wieder zu steigen beginnen, mir nichts dir nichts über Kursverluste der Anleihen in Luft auflösen.

Dazu braucht es nicht einmal einen (überfälligen) Vertrauensverlust der Anleger in Staatsanleihen; die gezielte Attacke eines Großinvestors gegen den Rentenmarkt eines Landes tut es auch. Japan könnte hier das erste Opfer werden. Was mit Sicherheit eine internationale Kettenreaktion zur Folge hätte.Bei Licht betrachtet, genügt dazu auch schon eine Veränderung der kollektiven Wahrnehmung eines Sachverhaltes, selbst wenn sich dieser Sachverhalt, objektiv betrachtet, ganz und gar nicht verändert hat. Aus Vorurteilen werden Urteile - oder einfach nur andere Vorurteile.

MITTEN DRIN IM STROM

Von vielen Vorurteilen wissen wir, dass sie welche sind. Von vielen Urteilen, die wir fällen, wissen wir das nicht. Hartnäckig hält sich zum Beispiel die Einschätzung, dass Kapitalanleger relativ emotionslose, kühle Rechner seien, die in der Welt der großen Zahlen per Knopfdruck Reichtümer einsammeln.

Das allerdings dürfte falsch sein, zumindest bei der Masse der an den Kapitalmärkten agierenden Mitspieler (von denen nur wenige locker genug sind, das Ganze wirklich als ein Spiel zu verstehen). Denn einmal abgesehen von Lebensbereichen, von denen wir sehr gut wissen, dass es Emotionen sind, die unser Handeln bestimmen - und das auch gut finden, wollen die Meisten es einfach nicht wahr haben, dass es auch in Finanzangelegenheiten Emotionen sind, von denen sie geleitet werden.

Aber jeder, wirklich jeder Börsianer, der schon einige Jährchen am Markt unterwegs ist, sollte sich eingestehen, wo die wesentliche Quelle seiner Verluste liegt. Hierzu habe ich einen festen Vorsatz gefasst: Sollte ich doch einmal die Zeit finden, ein Buch über die Börse zu schreiben und mir damit einen Traum zu erfüllen, werde ich dort auf der hinteren inneren Einbandseite, der so genannten U3, jeden Anleger über das größte Hindernis aufklären, das seinem ganz persönlichen finanziellen Erfolg im Wege steht; einfach, indem ich dort eine Spiegelfolie einkleben lasse. Ein paar Beispiele, warum wir Gefahr laufen, uns so leicht selbst im Wege zu stehen:

Was den Durchschnittsanleger umtreibt, der in aller Regel viel zu früh Gewinne mitnimmt, aus Angst, wieder etwas des Erreichten preisgeben zu müssen, ist klar: Es ist die Psyche. Sie ist es auch, die ihn beim Erreichen eines beim Einstieg in einen Trade definierten Stoppkurses eben nicht aussteigen lässt, weil die Aversion gegen Verluste so eng mit dem Gefühl des eigenen Versagens verschmolzen ist.

Und so werden aus zehn oder fünfzehn Prozent Verlust 30, 35, 40 oder noch mehr. Bis dann endlich der Punkt erreicht ist, an dem unser Durchschnittsanleger zu der vermeintlich rationalen Erkenntnis gelangt, nach einem Verlust von 50 Prozent jetzt einfach nicht mehr aussteigen zu können, zumal ja immer noch die Chance besteht, dass sich das Blatt wieder wendet.

Ebenso verbreitet ist die Tendenz, sich aus dem objektiv an Informationen Verfügbaren nur das heraus zu suchen, was zur eigenen Positionierung am Markt passt. Der Wirtschaftsteil einer Zeitung wird von einem Bullen ganz anders interpretiert werden als von einem marktneutralen Anleger oder gar einem Bären, von einem investierten Bullen oder Bären wiederum anders als von einem nicht investierten.

Jeder Anleger, wie immer er auch ausgerichtet ist und den Markt einschätzt, ist mitten drin im Strom des kollektiven Wahrnehmung, auch und gerade, wenn er sich gegen ihn zu stellen versucht

Mein Kapitalschutz-Brief-Trendindikator kennt keinerlei Emotionen. Er will auch nicht Recht haben, fühlt sich nicht bestätigt, wenn seine Richtung stimmt, wird nicht übermütig, nicht gierig, verzweifelt nicht bei Fehlsignalen oder einer Serie von Verlusttrades, er hat keine übertriebene Verlustaversion noch die fatale Tendenz, zu früh Gewinne mitzunehmen. Er will auch nicht zocken, „Spaß haben“ und Sie auch nicht damit quälen einzusehen, dass Börse Arbeit, Disziplin, Geduld und Frustrationstoleranz erfordert. Ihm ist es auch egal, ob gerade anlagebereites Kapital zur Verfügung steht oder nicht.

Die schnelle Million mit todsicheren Systemen habe ich nicht im Angebot. Mit dem Kapitalschutz-Brief aber ein Werkzeug, das Ihnen dabei helfen wird, auch Zeiten zu überleben, in denen an der Börse kein Stein mehr auf dem anderen bleibt.

NEUER AUFSCHWUNG?

Natürlich lässt sich einwenden, dass die Mehrheit der „Experten“ mittlerweile wieder den Konjunkturaufschwung ausgerufen und die Wachstumsprognosen angehoben hat. Nur: Es waren genau diese Fachleute, die die gewaltigste Finanzkrise seit der großen Depression erst nicht haben kommen sehen und sie dann so gut es ging geleugnet haben, bis sie von ihr buchstäblich an die Wand gedrückt worden waren.

Ich will Sie keineswegs davon abhalten, diesen Leuten dennoch Ihr Vertrauen zu schenken. Die Experten hingegen würde ich gerne davon abhalten, so zu tun, als ob sie nicht genau wüssten, dass die Mehrzahl der veröffentlichten Konjunkturdaten wirklich nicht das Papier wert ist, auf dem sie geschrieben stehen.

Die US-Arbeitslosenquote liegt eben nicht bei 10,4 Prozent, sondern bei über 20 Prozent, zur Berechnung der Inflationsrate muss die ganze Trickkiste der statistischen Zauberkünste herhalten, und querbeet findet sich das zur Gewohnheit gewordene Herunterkorrigieren vorheriger Konjunkturdaten, um die aktuellen in besserem Licht da stehen zu lassen.

Ausgerechnet Adolph Hitler, einer der größten Demagogen und Kriminellen der Menschheitsgeschichte, stellte schon in „Mein Kampf“ fest, dass es viel leichter sei, bei der breiten Masse mit gigantischen Lügen Gehör zu finden als mit kleinen Lügen. Einfach, weil diese Leute tagaus tagein selbst in vielen kleinen Dingen kleine Lügen begehen und sich einfach partout nicht vorstellen können, dass irgend jemand die Wahrheit in unvorstellbarer Dimension so ganz und gar auf den Kopf stellt.

Wer Ihnen heute weismachen will, dass ein durch zu viel billige und sorglos verteilte Kredite an den Rand des Zusammenbruchs geführtes Finanzsystem durch noch mehr noch billigere Kredite gerettet werden kann, der tischt Ihnen eine derartig große Lüge auf.

Schützen Sie Ihr Kapital. Und sorgen Sie vor für die kommenden Jahre, in denen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent viele all ihr Hab und Gut und Ihre Altersvorsorge verlieren werden! Um das zu tun, gibt es keinen geeigneteren Platz als die Börse!

Beste Grüße! Axel Retz

Der Verfasser ist Herausgeber der Webseite www.private-profits.de Und schrieb auch 2008 satte Gewinne, als die Aktienindizes rund um den Globus in den Keller rauschten!


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