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GOLDENE ZEITEN

Liebe Leserinnen und Leser,

die offiziell mit 10,2 Prozent angegebene Arbeitslosenquote in den USA ist beileibe schon schlimm genug. Dass sie nach realistischer Berechnung von unabhängiger Stelle mittlerweile bei deutlich über 20 Prozent angelangt ist, muss als Katastrophe bezeichnet werden.

Die Prognose einiger vor nicht allzu langer Zeit noch als „Schwarzmaler“ verunglimpfter Ökonomen, dass die USA wirtschaftlich in den kommenden Jahren auf den Stand eines Entwicklungslandes zurück fallen werden, erscheint vor diesem Hintergrund heute nicht unwahrscheinlicher als die bisherige Entwicklung, die vor drei oder vier Jahren eben auch nur von diesen vermeintlichen Pessimisten prognostiziert wurde.

Dass die Börsen heute, angeheizt durch immer neue und immer größere staatliche Kapitalspritzen, so tun, als ginge die Realwirtschaft sie einfach nichts mehr an, mutet an wie zu Zeiten des Neuen Marktes: Die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten werden als irrelevant, als überholt angesehen, die Börse erscheint völlig losgelöst von der Realwirtschaft.

Die sich hier abzeichnende spekulative Blase, in der entgegen jeder Logik alle Assetklassen gleichzeitig nach oben treibt und die von der Gewissheit getragen wird, dass jedes auch noch so unsinnige, undurchsichtige und riskante Finanzgeschäft im Falle des Falles vom Staat aufgefangen wird, ist auf dem besten Weg, das Ausmaß der US-Hypothekenkrise um ein Vielfaches zu übertreffen.

Bedenkt man, wie lange es nach dem 1987er Crash dauerte, bis die Anleger erneut in die unheilvollen Verhaltensmuster verfielen, die einem Kurszusammenbruch vorausgehen, ist es schon mehr als erstaunlich, wie wenig Zeit nach dem Kollaps der New Economy verstrich, bevor die Marktteilnehmer erneut von Gier getrieben jede Risikovorsorge aus den Augen verloren.

Der zeitliche Abstand zwischen dem Einbruch des US-Hypothekenmarktes und der jetzigen Bubble ist fast gar nicht mehr messbar; vielmehr scheint beides ineinander übergegangen zu sein.

Sollte sich diese Einschätzung bestätigen, werden die immensen staatlichen Hilfspakete, die ohne die Verpflichtung zur Weitergabe an die Kreditnehmer ausgegeben wurden, einmal als größte Dummheit der Wirtschaftsgeschichte in die Lehrbücher einziehen.

BANKENSTERBEN TROTZ KAPITALMAST

Die Kapitalmast, die die US-Regierung den Banken angedeihen ließ, hat nicht verhindern können, dass in diesem Jahr bis jetzt bereits 120 Banken in die Insolvenz geschlittert sind. Zum Vergleich: 2008 waren es gerade einmal 25 Banken, die von der FDIC geschlossen wurden. Und das Virus der Kreditausfälle droht sich zur finanziellen Pandemie auszuweiten und hat nach den Wohnimmobilien nun auch die Gewerbe-Immobilien und die so genannten revolvierenden Kredite, also das Kreditkartengeschäft infiziert.

Gescheitert sind Regierung und Notenbank bis jetzt aber auch mit dem Versuch, die Konsumbereitschaft der Verbraucher wieder anzuschieben. Schlimmer noch:Das traditionelle Selbstverständnis des Lebens auf Pump scheint in einen „historisch“ zu nennenden Misskredit gefallen zu sein, wie die Entwicklung der Verbraucherkredite zeigt.

Dass wir es hier in der Tat mit einer völligen Neuausrichtung des Verbraucherverhaltens zu tun haben, zeigt sich an der annualisierten Veränderung der Verbraucherkredite, die nun auf den tiefsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg abgerutscht sind.

LÜGEN; MÄRCHEN UND LEGENDEN

Dass sich die USA und neuerdings ja auch Europa wieder im Aufschwung befinden, ist ja gut und schön. Warum dann aber das ganze Herumgetrickse an den Wirtschaftsdaten? Und wieso sprießen in den US-Ballungsräumen Zeitstädte aus dem Boden, in die wohnungslos gewordene Verbraucher umsiedeln müssen, während die Schlagen vor den Essensausgaben immer länger werden?

Offiziell mag die Rezession vorbei sein. Wenn sie wirklich verlassen wurde, dann jedoch eher in Richtung Depression als in Richtung Aufschwung.

Die unheilvolle Idee der Schönung der Wirklichkeit bis hin zur völligen Hollywoodisierung der Wirtschaftsdaten, einmal in Gang gesetzt, erfordert immer größere Manipulationen, um den wahren Zustand der Lage zu verschleiern. – insbesondere natürlich in ökonomisch schwierigeren Zeiten.

Dass boomende Finanzmärkte bei einer Verelendung weiter Teile der Bevölkerung – und um nichts anderes geht es – einen enormen sozialen Sprengstoff darstellen, liegt auf der Hand. Bis dieser Sprengsatz explodiert, wird es noch etwas dauern. Fließen die von den Notenbanken und Regierungen in den Kreditkreislauf gepumpten Billionen weiterhin vornehmlich in die Finanzmärkte, dürfte klar sein, in welche Richtung sich der „Volkszorn“ einmal entladen könnte. Die jüngsten Brandanschläge der „Bewegung Morgenlicht“ gegen Frankfurter Banken sprechen für sich.

GOLDENE ZEITEN

Der Blick auf Webseiten wie www.economagic.com oder www.marktdaten.de sei all jenen Anlegern empfohlen, die sich von den Sirenengesängen der Aufschwungrhetorik bereits bezirzen ließen: Hier sehen Sie, dass wir es bei den allermeisten Wirtschaftsdaten mit wirklich „epochalen“ Entwicklungen zu tun haben, wenn auch nicht unbedingt solche der erfreulichen Art.

Aber der in der Hauptsache durch Alan Greenspan initiierte Versuch, die natürlichen Wirtschaftszyklen außer Kraft zu setzen und Rezessionen durch ständig neues und billigeres Geld zu ersticken, musste auf Dauer schief gehen, zumal die Bekämpfung der jetzt ausgebrochenen Krise mit genau den Mittel versucht wird, die sie ausgelöst haben: Noch mehr und noch mehr Kredite, geschaffen aus dem Nichts per Knopfdruck.

Dass dieses „Cybermoney“ irgendwann einmal zu einer Hyperinflation führen wird, steht für mich völlig außer Frage. Zu diesem Zeitpunkt sollten Sie bereits in Sachwerten investiert.

Zuvor, wir sehen es in den Produzentenpreisen, Verbraucherpreisen und Rabattschlachten, aber auch bei der Entwicklung der Löhne und Einkommen, dürfte es jedoch weiter in Richtung Deflation gehen – in der Realwirtschaft, nicht an den Finanzmärkten.

Das gesamte derzeit ablaufende und erst recht das noch zu erwartende Szenario birgt natürlich viele unbeantwortete Fragen und ist auch geeignet, sensiblen Naturen nächtens den Schlaf zu rauben.

Aber jede Zeit hat auch ihr Gutes. Für uns als Börsianer sowieso. Denn eines dürfte klar sein: Wir werden in den kommenden drei Jahren extrem starke Trends zu fassen bekommen. Bei den Rohstoffen, an den Aktienmärkten und auch bei den Zinsen.

Richtig angestellt, lässt sich auch und gerade in „Krisenzeiten“ hervorragend Geld verdienen, insbesondere von denjenigen Investoren und Tradern, denen es nicht darum geht, Recht zu bekommen, sondern nur darum, erfolgreich zu sein!

Disziplin, das gilt für beide Anlegertypen, ist dabei unerlässlich, auch wenn das Wort für viele den Beigeschmack von Einengung und Reglementierung hat. Nur: Je spekulativer Sie als Trader veranlagt sind, um so wichtiger ist es, dass Sie sich an Regel halten. Denken Sie daran:

„ There are old traders, and there are bold traders. But there are no old bold traders!”

Beste Grüße!
Axel Retz

Der Verfasser ist Herausgeber der Webseite www.private-profits.de Und schrieb auch 2008 satte Gewinne, als die Aktienindizes rund um den Globus in den Keller rauschten!


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