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TOO BIG FOR JAIL

Ist es nicht „missteriös“? In Ungarn wurde eine „Miss Plastic“ gekürt, deren Busen dank chirurgischer Präzisionsarbeit der Schwerkraft zu strotzen scheint (möchten Sie so etwas anfassen müssen?), in Brüssel eine „Miss Obdachlos“, die als Preis nun ein Jahr lang ein Dach über dem Kopf hat, in dem sie bei jedem morgendlichen Aufwachen weiß, dem Rauswurf auf die Straße wieder einen Tag näher gekommen zu sein. Es ist, ich kann nicht anders, pervers. Wir sind, und ich meine es ganz ernst, auf dem Weg zur Wahl der „Miss Schweinegrippe“!

Apropos: Die Mitglieder der Bundesregierung und für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung wichtige Personen erhalten gegen diese Grippe einen anderen Impfstoff als der düpierte Mann auf der Straße. Warum eigentlich, wenn doch alle drei eingekauften Impfstoffe angeblich völlig unbedenklich sind. Die Angestellten des Robert Koch-Instituts, das unsereins versichert hat, dass alle drei Impfstoffe unbedenklich sind, haben sich dem Vernehmen nach auch für die Politiker-Variante des Spritzchens entschieden.

Halten wir uns nicht mit derlei Plattitüden auf: Die Masse der im Schnitt über vier Stunden vor dem TV verbringenden Konsumenten von irgendwelchen Casting-Shows, Soaps oder Dschungel-Camps etc. vegetiert sich ohnehin locker da durch. Aber auch die „Elite“ hatte ja immer schon Einiges zu bieten, wenn es um Perversion geht:

So hat das Wall Street Journal in der vergangenen Woche Folgendes berechnet: US-Banken zahlen ihren „Leistungsträgern“ in diesem Jahr Boni in einer neuen Rekordhöhe aus. Für was eigentlich? Für die Leistung, den Karren so tief in den Dreck gefahren zu haben, dass nur noch mit dem Geld der Steuerzahler der rasch herbei definierte Systemkollaps verhindert werden konnte.

In London lassen sich die Jungs mit den gegelten Haaren und den zu großen Schuhen derweil einen Anzug wieder 5.000 Pfund kosten, ein Restaurantbesuch mit anschließendem „Chillen“ in einer standesdünkelgemäßen Bar kommt locker auf das Doppelte.

YES, WE CAN!

Warum hießen die USA das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wenn ihnen Rekorde abhold wären? Soeben gab es wieder einen. Jeder Achte US-Bürger, so stand in der letzten Woche in USA Today zu lesen, lebt unterhalb der Armutsgrenze. Was sich zwar anhört wie eine Horrorzahl aus einem Dritte-Welt-Land, ist eine Momentaufnahme aus den Vereinigten Staaten:

Die so genannten Foodbanks, Harvesters und Tables (alle drei zu vergleichen mit unseren „Tafeln“ in mittleren bis größeren Städten), werden mehr und mehr zu den einzigen Über- lebensgaranten selbst großer Teile der Mittelschicht.

Was sich hier leider zusammenbrauen könnte an Konfliktpotential zwischen demonstrativ zur Schau getragenem, hirn- und sinnfreiem Luxus und immer rascher in die Armut abrutschender Mittelschicht (nicht der wehrlosen Unterschicht), wird wohl erst nach der Explosion verstanden werden.

Hierzulande redete am Freitag der Bund der Steuerzahler Klartext: Die Bayerische Landesbank versenkte im Zuge der „Finanzkrise“ binnen Kürze mehr Geld als irgendeineInstitution sonst jemals zuvor, einfach weil sie (Zitat) „einfach jeden verfügbaren Finanzschrott“ kaufte, den es gab. Im Aufsichtsrat der LBB saß aber nun einmal das halbe Kabinett der Bayerischen Landesregierung, das jetzt mit spitzem Finger auf die LBB zeigt und auf „entrüstet“ macht, während die juristische Aufarbeitung der Vorgänge durch konsequentes Zurückpfeifen der Staatsanwaltschaft blockiert wird, wie der Bund der Steuerzahler ebenfalls feststellte.

TOO BIG TO FAIL? TOO BIG FOR JAIL!!

Ziehe ich heute im Rückblick einen Kassensturz des vergangenen G20-Treffens im amerikanischen Pittsburgh, bleibt außer schwammig anmutenden Absichtserklärungen nicht viel Greifbares übrig. Grummelnde Banker in London, Frankfurt oder New York wurden angeregt, ihren „ Bonus“ beizeiten in einen neuen Euphemismus umzutaufen.

Und man war sich einig, das durch zuviel viel zu billiges in Umlauf gebrachtes Geld (= Kredite) aus der Flasche gepumpte Spekulationsgespenst durch eine historisch völlig beispiellose, nochmalige Kreditexpansion in seine Schranken weisen zu können.

Was ein wenig danach aussieht, als ob die finanziell und politisch Verantwortlichen, verbal öffentlichkeitswirksam aufeinander eindreschend, derweil bisweilen aber auch gerne einmal gemeinsam im Kanzleramt dinierend, doch so langsam darüber nachzudenken beginnen, wer denn als Letzter keineswegs den Schwarzen Peter zugeschoben bekommen sollte, wenn das neue Zockerkarussell zu hohe Zentrifugalkräfte entwickelt..

Ob man mag oder nicht: Die aus dem Hut gezauberte „Systemrelevanz“ von Banken scheint nicht zuletzt auch dem Zweck gedient zu haben, grob fahrlässiges bis vermutlich auch ungesetzliches Treiben von Bankern zu vertuschen. Und von Politikern sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene!

„Gerettet“ wurde dieser Selbstbedienungsladen und Zockerclub einiger Weniger durch die Steuergelder Aller. Wobei hier de facto noch ganz und gar nichts wirklich gerettet ist. Im Gegenteil: Natürlich wird die Geldschöpfung des fiat money per Mausklick weiter zunehmen (müssen), sie führt jedoch unausweichlich zu einer gewaltigen Hyperinflation, die wir alle noch miterleben werden. Zuerst wird m. E. aber etwas Anderes auf uns zukommen:

DIE DEFLATION, DAS ULTRA-GESPENST

Anders als am Finanzmarkt herrschen in der täglichen Lebensrealität heute trotz aller offensiv und mit Billionensummen vorgetragenen Reflationierungsbemühungen der Notenbanken immer noch klar deflationäre Tendenzen:

Die Preise für Automobile sinken, da es keine absatzfördernde Abwrackprämie mehr gibt. Bei den Lebensmitteln tobt eine erbarmungslose Abwärtsspirale, in der Touristikindustrie kom- men die Preise ins Rutschen. Am krassesten mutet aber gewiss eine ganz persönliche Erfahrung an:

Im vergangenen Winter wollte ich ein Grundstück kaufen. Bei den Preisverhandlungen erklärte ich dem Verkäufer, dass ich auch am Immobilienmarkt mit herauf ziehenden deflationären Tendenzen rechne und schlug einen Preisnachlass von zehn Prozent vor. Das Geschäft kam nicht zustande. Heute findet sich das Grundstück Woche für Woche in den Immobilienanzeigen unserer Tageszeitung wieder – zu weniger als dem halben Preis.

Die seit einigen Wochen allenthalben diskutierte neue Inflationswelle wird es geben, allerdings erst später. In den kommenden Wochen/Monaten dürfte es erst einmal zu einem offenen Wiederaufflammen der Deflation kommen, in dem auch die boomenden Rohstoff- preise kippen werden.

Denn das Überangebot an Arbeitskraft hat bereits jetzt trotz negativer Inflationsraten zu deutlich sinkenden Reallöhnen und damit in der Folge auch zu einem Kaufkraftverlust und damit rückläufiger Nachfrage geführt, das volle Durchschlagen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt und damit auch eine Beschleunigung der Abwärtsspirale bei Löhnen, Preisen, Kaufkraft und Nachfrage steht aber erst noch bevor. Eine klassische Deflation, die durchaus die Chance hat, sich zur Depression auszuweiten.

Das klingt dramatischer als es ist, meinen Sie? Denken Sie an meine Ausführungen zur Armutsentwicklung in den USA, denken Sie daran, dass die US-Arbeitslosenquote nach Berechnungen der unabhängigen Analysten von www.shadowstats.com bei über 20 Prozent liegt, Tendenz steigend. Und denken Sie auch daran, dass es in der Geschichte der USA das erste Mal ist, dass die Leitzinsen praktisch auf null liegen, der für das US- Bruttoinlandsprodukt über alles wichtige private Konsum aber dennoch sinkt.

JETZT DEN HEBEL ANSETZEN!

An den Aktienmärkten, den prinzipiell prozyklisch verlaufenden Meinungsumfragen etwa des Ifo-Instituts oder des Mannheimer ZEW oder auch in den Prognosen der Wirtschafts- forschungsinstitute und natürlich auch der Politik herrscht zurzeit ein recht deutlicher Konsens: Die Wirtschaftskrise ist zwar noch nicht vollends überwunden, hat aber definitiv ihren Zenit überschritten. Zeit also, um sich in den Aktienmärkten neu zu positionieren!

Wenn es etwas gibt, was mich immer wach rüttelt an den Finanzmärkten, dann ist es ein breiter Konsens! Denn der geht wirklich nahezu immer nach hinten los. Das heißt:

Das in meiner letzten Kolumne für wahrscheinlich gehaltene letzte Hoch der laufenden Auf- wärtskorrektur der Aktienmärkte liegt nun in unmittelbarer Reichweite und dürfte m. E. in wirklich maximal vier Wochen abgearbeitet sein. Als „ideal“ für den Dax würde ich dabei einen Stand knapp über 6.000 ansehen, perfekterweise 6.180. Ich hege aber Zweifel, ob dieses Niveau überhaupt noch erreicht werden kann.

Danach sollte etwas starten, was die Aktienmärkte letztlich auf neue Tiefs herunter bringt, die unterhalb der letzten Lows vom Frühjahr liegen. Und das also ganz genau zu dem Zeitpunkt, wo aller Blick wieder nach oben gerichtet ist, die Krise als überwunden gilt und jeder Anlageverweigerer als Dummkopf missachtet wird.

GOLD UND ÖL – NOCH ZWEI WIRKLICH HEISSE KANDIDATEN!

Öl, Sie wissen es, hat sich seit dem Jahreswechsel mehr als verdoppelt, der Goldpreis erreichte in der letzten Woche, zumindest auf Dollarbasis, ein neues Jahreshoch.

Wie langjährige Leser meiner Aussagen wissen, halte ich es für groben Unfug, vom steigenden oder fallenden Ölpreis (wie übrigens auch Leitzins) eine schwächere oder stärkere Entwicklung der Aktienmärkte ableiten zu wollen: Beides verläuft mit nur geringen zeitlichen Versatz parallel, und eben nicht gegeneinander. Das heißt:

Kippen die Aktienmärkte zurück in den Abwärtstaumel, werden auch die Rohstoffpreise kräftig ins Rutschen geraten. Vor allem der Ölpreis, es sei denn, dass er durch politisch/ mili- tärische Sondereinflüsse nach oben verzerrt würde.

Druck auf die Edelmetallpreise sollte ebenfalls entstehen, spätestens dann, wenn den Marktteilnehmern klar wird, dass sich die gewollte neue Inflationierung nicht über den Dunstkreis der Finanzmärkte heraus bewegen lassen.

Antizykliker, die auf das Ausrollen des roten Teppichs zum Short-Einstieg warten, dürften für ihre Disziplin nun bald belohnt werden. Sowohl an den Aktien- als auch an den Rohstoffmärkten. Die Call-Seite werden wir erst bepflügen, wenn sich das aktuell super- bullishe Sentiment ins Gegenteil verkehrt hat, die Untergangspropheten Hochkonjunktur haben und Aktien als sicherste Art der Geldvernichtung gelten. Halt dann, wenn sich die Stimmung am Markt um 180 Grad gedreht hat!

Die laufende Rallye, die nach Umsätzen und Advance/Decline-Linie eben nichts anderes sein kann als eine Korrekturbewegung, habe ich in meinem Briefen nicht im möglichen Umfang genutzt, da ich grundsätzlich auf Trends setze, nicht auf passagere Gegenbewegungen. Dafür haben wir im angeblich „schweren“ Börsenjahr 2008 richtig Geld verdient. Und werden genau das auch wieder tun, sobald der nächste, vermutlich schärfste Teil dieses historisch beispiellosen Bärenmarktes beginnt.

Achten Sie jetzt unbedingt auf die Wochensignale der Candlestick-Charts und neue Verkaufssignale der Momentums. Hier wird die Musik vermutlich zuerst spielen.

Mit besten Grüßen!
Axel Retz

Der Verfasser ist Herausgeber der Seite www.private-profits.de, die sich mit drei eigens spezialisierten Börsendiensten an Investoren, Anleger und Trader wendet


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