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Ölpreis auf neuem Rekordhoch - Risiken für die Börsen?

Erinnern Sie sich noch? Mitte Mai 2003 zog der Ölpreis für die Sorte Brent wieder über 25 US-Dollar/ barrel an. Während sich an den Aktienmärkten damals eine gewisse Unruhe breit machte, ließen die meisten Ökonomen wissen, dass es sich hier zum einen nur um eine kurzfristige Übertreibung handele und es für die Börsen und die Konjunktur erst kritisch werde, falls die Marke von 30 Dollar/barrel übersprungen werden sollte.

Dazu brauchte es allerdings gerade einmal drei Monate. Die Ökonomen reagierten rasch und verkünde- ten, dass auch das wieder nur eine kurzfristige Übertreibung sei. Heute notiert der Ölpreis bei 77,60 US- Dollar. Und niemand mag noch von einer „kurzfristigen Übertreibung“ sprechen.

Hartnäckig gehalten hat sich hingegen die Auffassung, dass steigende Ölpreise Gift für die Aktien- märkte sind. Das Argument. Hohe Energiekosten binden Kaufkraft, denn in Benzin oder Öl investiertes Kapital kann nicht mehr in den Konsum fließen. Das ist ebenso banal wie richtig. Nicht richtig ist hinge- gen, dass die hohen Energiekosten die Aktienkurse in den Zange nehmen. Sehen Sie sich diesen Chart an:

Chart 1

Dax und Rohöl - Hand in Hand nach oben!

Vor gut viereinhalb Jahren startete der Deut- sche Aktien-Index die bis heute laufende Hausse, die ihm seit Anfang 2003 ein Plus von 159 Prozent einbrachte. Und der Ölpreis?

Er bewegte sich parallel mit dem Dax nach oben und weist heute nahezu gleich große Gewinne auf wie das deutsche Aktien- barometer. Hierzu:

Entgegen der gebetsmühlenartig wiederholten Mär vom aktienmarktschädlichen Ölpreis können die hohen Energiepreise den Kursen offensichtlich ganz und gar nichts anhaben. Und dafür gibt es auch handfeste Gründe:

  1. Abgesehen von Steigerungen des Ölpreises aufgrund „externer“ Krisen (Anschläge etc.) werden Aktienkurse und Energiepreise durch den gleichen Motor angetrieben - durch die steigende Nachfrage.

  2. Verbraucher, die unter steigenden Ölpreisen wirklich „leiden“, spielen für die Aktienbörsen ohnehin keine nennenswerte Rolle.

  3. Steigende Energiekosten beflügeln über die Aktien der Versorger bzw. Ölproduzenten auch die Aktienindizes (im Dax sicherlich weniger als z. B. im DJ E. Stoxx 50 oder im S&P 500).

Ölpreis als treffsicherer „Konjunkturerwartungs-Indikator“

Der Ölpreis stellt, davon bin ich überzeugt, einen vortrefflichen Konjunktur-Erwartungs-Indikator dar. Denn abgesehen von reinen Spekulanten kaufen an den Futuresmärkten die „Big Player“ der Weltwirt- schaft, die aktuell offensichtlich von noch höheren Ölpreisen ausgehen und sich deswegen das gegen- wärtige Level sichern wollen.Die Erwartung steigender Ölpreise aber bedeutet, dass diese Marktteilnehmer von einer weiter robusten Weltwirtschaft ausgehen, und davon, dass die Märkte in Europa und Asien die unverkennbaren kon- junkturellen Bremsspuren in den USA mehr als nur ausbalancieren können.

Steigende Ölpreise sollten Sie daher, gerade auch im Hinblick auf den abgebildeten Chart, positiv be- werten. Kritisch wird es, falls der Ölpreis deutlich fallen und damit eine nachlassende Konjunkturdynamik signalisieren sollte, nicht umgekehrt!

11. Oktober 2007 © Axel Retz 2007


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