USA: Rezession ODER Inflation? Falsche Frage!
Vorab heute einmal ein paar nüchterne Fakten:
„Mal so eben nebenbei“ ist der US-Dollar im Dollar-Index (der Greenback gegen die Währungen der wichtigsten Handelspartner“) auf ein neues Allzeittief gefallen. Auch gegenüber dem Euro.
Dass ein Großteil der internationalen Notenbanken die Währungsreserven vom Dollar weg in andere Devisen umleiten will, ist nicht neu. Weniger bekannt ist, dass diese Umschichtung bereits in großem Stil läuft: Seit 2003 hat sich der Anteil des Volumens von Auslandskapital in den US-Treasuriers (Staatsanleihen) bis heute gesechstelt.
Die tatsächliche Inflationsrate in den USA lag im August bei knapp unter 10 Prozent, während die offizielle Teuerungsrate einen Schnaps weit über 2,0 Prozent ausgeweisen wurde.
Die von den Ökomomen ausgewiesene Wachstumsrate des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) liegt bei ca. vier Prozent; würden diese Daten noch so berechnet wie früher, müssten die Statistiker bereits ein Minus von mehr als zwei Prozent ausweisen.
USA: Rezession ODER Inflation? Falsche Frage!
Während die Aktienmärkte (und interessanterweise nur sie) noch ein „Heile Welt-Szenario“ spielen, sieht es bei Gold, am Devisenmarkt und im Rentenbereich extrem anders aus:
Gold ist „explodiert“ (was hierzulande nur denjenigen wirklich nutzt, die ich währungsgesicherten sgn. Quanto-Papieren investiert sind, der US-Dollar krampft sich mit Mühe vor dem weiteren Absturz fest, die Anleihekurse steigen (abgesehen von den US- Staatstiteln) querbeet.
In Anbetracht der o. g. Daten bedarf es schon eines durch die letzten Jahre schon sehr stark geschädigten Gesichtskreises, um sich der veränderten Faktenlage zu verschließen.
Die USA, so wie es heute aussieht, sind gerade in den unschönen Mix aus Rezession UND Inflation hinein gefahren. Dass sich die Federal Reserve im Zweifelsfalle immer pro Konjunktur und gegen Inflationsbekämpfung entscheiden würde, hatte ich in früheren Kolumnen hier immer wieder betont.
Der „Leidtragende“ wird der Dollar sein. Und gerät er erst einmal richtig unter Druck (insbesondere auch gegen den japanischen Yen), wird auch der aktuelle Spaß an den Aktienmärkten ein plötzliches Ende finden.
Neue Hochs – nutzen Sie diese Chance!
Heute morgen ging der HangSeng auf einem neuen Allzeithoch aus dem Markt, der Dow Jones beendete die vergangene Woche rund 1,4 Prozent unter seiner bisherigen Bestmarke.Auch hierzu hatte ich bereits betont: Von welchem „Crash“ haben die Analysten in den letzten Wochen eigentlich gefaselt?
Nur: Das fundamentale Umfeld, das vor allem lang- und mittelfristige Anleger betrifft, wird dunkler und dunkler. Der Bullenlauf der Aktienmärkte damit aber immer dubioser. Aussteigen und Gewinne mitnehmen, lautet hier meine konkrete Empfehlung! Wer’s riskanter mag, sollte seine Positionen durch einen „trailing stop“ schützen (also einen in steigende Kurse hinein nachgezogenen Stoppkurs), dabei aber daran denken, dass seine Ausstiegsorder in abrupt fallenden Märkten keinesfalls immer auf dem gewählten Stopp-Niveau zur Ausführung kommen wird.
Nein, diese Hausse wird sich so nicht fortsetzen – zumindest nicht ohne eine vorherige „richtige“ Korrektur! Und auch daran lässt sich ja bestens verdienen. Wenn man weiß, wie! Und vor allem wann!
Beste Grüße!
Axel Retz
Der Verfasser ist Herausgeber der Webseite www.private-profits.de und seit 1987 als Chefredakteur diverser Börsendienste für verschiedene Verlage tätig, nun aber exklusiv über diese Webseite erreichbar. |